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Angst vor dem Outing als bisexuell - und wie man sie überwindet



Neulich hat uns ein Bi-in-Love-Mitglied gefragt, ob wir ihm bei Outing als bisexueller Mann helfen können. Wieso ist es heute bloß immer noch so schwer, Freunden, Familie oder Arbeitskollegen ohne Angst erzählen zu können: „Ich bin bisexuell"! Und wenn doch, wie macht man das?



Im Jahr 2012 schrieb ein bisexueller Leser auf Zeit online, dass er seine Bisexualität lange Zeit verschwiegen habe. Und obwohl er sich seit der Pubertät in Männer wie Frauen verlieben konnte, war er lange Zeit orientierungslos. Er „habe versucht, rein heterosexuell zu leben und alles homosexuelle verdammt. Später versuchte ich, rein homosexuell zu leben. Es ging beides nicht, ich war unglücklich."

Fast die Hälfe der Bisexuellen hält ihre sexuelle Orientierung geheim - warum eigentlich?


Auch heute noch stürzen sich viele Bisexuelle ins Unglück manche berichten gar davon, depressiv geworden zu sein. Zu groß ist die Last, seine sexuelle Orientierung geheim halten zu wollen. Das zeigen uns auch die Zuschriften der Mitglieder von Bi in Love. Bisexuelle Männer wie Frauen haben immer noch Angst, Freunden, der Familie oder gar Arbeitskollegen zu erzählen, dass sie sich in Männer und Frauen verlieben und mit beiden Geschlechtern gerne Sex haben.

Bi-Frauen können an mehreren Fronten kämpfen: Leuchtende Augen bei Heteromännern, Skepsis bei Heterofrauen und Ablehnung bei Lesben


Es gibt auch Umfragen unter Bisexuellen, die zeigen, dass Bisexuelle angeben, unter Diskriminierung zu leiden. Viele Bisexuelle haben Angst vor dem Coming-out. Fast die Hälfe der Bisexuellen hält ihre sexuelle Orientierung geheim, teilweise sogar vor dem eigenen Partner. Da ist der mit einer Frau verheiratete Mann, der bei geheimen Treffen mit Männern ins Bett geht. Er fühlt sich nicht schwul, aber dennoch zu Männern hingezogen. Er will seine Lust neben Sex mit seiner Ehefrau auch mit Männern ausleben, ohne seiner Angetrauten davon zu erzählen. Ein Outing? Das kommt für ihn nicht infrage. Zu viel steht auf dem Spiel: das gemeinsame Haus, die Kinder... In einem solchen Fall bleibt zumindest zu hoffen, dass er bei seinen Seitensprüngen an die Verhütung denkt.

Doch es gibt auch Frauen, die sich nicht outen wollen. Sie würden, berichten Bi-Frauen, belächelt und man unterstelle ihnen, sie seien in einer Phase oder könnten sich nicht entscheiden. Und wer sich doch outet, muss gleich an mehreren Fronten kämpfen. So berichtet eine bisexuelle Frau in einem Forum, von folgenden Reaktionen: leuchtende Augen bei den Heteromännern, Skepsis bei den Heterofrauen (man könnte ja plötzlich auf sie stehen..) und Ablehnung bei den Lesben. Männliche Heteros hoffen bei Bi-Frauen wohl schnell auf den flotten Dreier und Sex mit zwei Frauen. Die Dame fragt im Forum daher: „Ist das nicht unfair? Warum spricht man Bisexuellen ab, genauso wie Heteros und Homos glückliche und monogame Partnerschaften haben zu können?"

Mehr als zwei Drittel der Bisexuellen haben Angst vor ihrem Coming-out - doch das muss nicht so bleiben


Im Jahr 2013 hat der Fernseh- und Radiomoderator Jürgen Domian daher ein freiwilliges „Outing” von prominenten Bisexuellen gefordert. Sie sollten mutig in die Öffentlichkeit gehen, sagte Domian, der selber bi lebt, damals. „Es wird Zeit, dass sie den Mund aufmachen! Je mehr Menschen ihre Bisexualität in die Öffentlichkeit tragen, desto selbstverständlicher wird sie.”

Einige Promis haben seither auf ihn gehört - zumindest ergibt eine Google-Suche dazu zahlreiche Treffer. Das ist gut, um die gesellschaftliche Akzeptanz für Bisexuelle zu erhöhen. Allein: Vielen Bisexuellen hilft das privat noch nicht für das eigene Outing weiter. Wer noch zuhause wohnt - das werden Schwule und Lesben ebenso kennen - hat um Beispiel Angst, dass die Eltern einen vor die Tür setzen. Und im Job haben Bisexuelle Angst vor dem Outing, weil die Arbeitskollegen einen womöglich nicht mehr ernst nehmen könnten. Niemand möchte gerne zum Außenseiter werden, schon gar nicht auf der Arbeit oder beim Chef.

„Erst seit meinem Coming-out fühle ich mich frei, liebe und lebe, wie ich es will"


Hinzu kommt: Bisexuelle berichten oft auch davon, dass sie es schwerer haben, einen Partner zu finden. Ihnen wird unmoralisches Verhalten oder Sexsucht vorgehalten. Okay: Zumindest bei der Partnersuche für Bisexuelle können wir hier bei Bi in Love helfen. So tragen wir hier zwar unseren Teil bei, aber es hilft noch nicht genug gegen Diskriminierung der sexuellen Orientierung. Es wäre daher wünschenswert, wenn sich mehr Bisexuelle outen würden.

Was also tun?

„Erst seit meinem Coming-out fühle ich mich frei, liebe und lebe, wie ich es will: Ich verliebe mich in beide Geschlechter, habe Sex mit ihnen, auch mit Grenzgängern zwischen den Geschlechtern", schreibt der Leser auf Zeit online. Für ihn war sein Outing also ein Befreiungsschlag. Er fühlt sich seit seinem Coming-out viel besser, viel freier.

Wie also als Bisexueller outen? Wie also das Versteckspiel als Bi beenden? Wie die Scham und die Angst überwinden? Wie die Lügen und Notlügen beenden?

Frage Dich, woher Deine Angst vor dem Outing kommt. Ist sie berechtigt? Hast Du wirklich so miese Freunde, dass Du ihnen nicht davon erzählen kann, dass Du bisexuell bist?


1) Frage Dich, woher Deine Angst vor dem Outing kommt. Ist die Angst nur in Dir drin? Und ist sie tatsächlich berechtigt? Hast Du wirklich so miese Freunde, dass Du ihnen nicht davon erzählen kann, dass Du bisexuell bist? Eigentlich nicht, oder? Also: Was spricht gegen Dein Outing? Ein Freund oder eine Freundin, die Du nur verlierst, weil Du Bi bist, ist eh kein Freund! Höre daher auf, Dein Leben nach anderen auszurichten - es geht um Dich und Deine Gefühle! Höre daher beim Zeitpunkt des Bi-Outings vor allem auf Deinen Bauch.

2) Höre in Dich hinein: Was würde Dein bester Freund oder Deine beste Freundin vermutlich sagen, wenn er/sie davon erfährt, dass Du bisexuell bist? Hätte sie oder er wirklich Angst davor, dass Du Dich sexuell auch zu ihm / ihr hingezogen fühlst? Nein? Dann fang' bei Deinem besten Freund oder der besten Freundin an! Du musst es nicht gleich jedem erzählen. Du entscheidest, wer davon erfahren soll.

Kein Mensch entscheidet sich, ob er sich in Männer oder Frauen verliebt oder sie sexuell attraktiv findet. Mach Dir klar: Es geht um Menschen, nicht um Geschlechter. Dann fällt Dir auch Dein Bi-Outing leichter


3) Sei stolz. Nicht Du hast Dich aktiv dazu entschlossen, bisexuell zu sein. So wie auch Schwule oder Lesben nicht einfach einen Knopf gedrückt haben und sich aktiv entschieden haben, nur noch Männer oder nur noch Frauen zu lieben oder sexuell anziehend zu finden. Genau wie Heteros: Kein Mensch auf der Welt entscheidet sich, ob er sich in Männer oder Frauen verliebt oder sie sexuell attraktiv findet. Es passiert einfach. Mach Dir klar: Es geht um Menschen, nicht um Geschlechter.

4) Welcher Zeitpunkt ist der richtige? Nun, das ist unterschiedlich. Viele Bisexuelle nehmen es zum Anlass, wenn sie zum ersten Mal eine gleichgeschlechtliche Beziehung eingehen. Vorher gelten sie ja aus Sicht der Gesellschaft als "normal". Doch es kann auch entlastend sein, schon vorher mit jemandem darüber zu sprechen. Besonders dann, wenn man in einer Partnerschaft ist. Natürlich ist es dann besonders schwer. Der Partner könnte schließlich Angst haben, dass es beim Treffen mit dem besten Freund / Freundin zum Sex kommt. Mal ehrlich: Diese Angst musst Du Deinem Partner nehmen! Sag Deinem Partner zum Beispiel, dass Du ihn liebst und Du nicht zwei Menschen gleichzeitig lieben kannst. Sag ihm aber auch, dass Du Dich generell in Männer und Frauen verlieben kannst und dass es für Dich zu einer ehrlichen Beziehung gehört, auch mit Deinem Partner darüber zu sprechen. Am Ende wird er Dich hoffentlich so lieben, wie Du bist. Die Zeit dazu, Deine Nachricht zu verarbeiten, musst Du ihm allerdings geben.

Natürlich geht es beim Outing in erster Linie um Dich! Aber auch Deine Eltern haben Wünsche und Gefühle


5) Für das Outing vor Deinen Eltern musst Du Dir ein paar Dinge klar machen: Natürlich geht es in erster Linie um Dich! Aber auch Deine Eltern haben Wünsche und Gefühle. Die meisten Eltern zum Beispiel wünschen sich Enkelkinder. Das ist ganz normal und sie haben auch ein Recht darauf, sich das zu wünschen. Sie haben aber kein Recht darauf, Enkelkinder auch zu verlangen. Schließlich gibt es auch noch genug Heteros, die keine Kinder bekommen. Mach Dir also klar, dass Deine Eltern vielleicht sogar selber Gefühle oder Ängste haben, wenn Du Dich vor ihnen outest. Aber mach Dir genauso klar, dass die meisten Eltern ihre Kinder lieben! Gib' Deinen Eltern also etwas Zeit. Mach ihnen klar, dass Du kein Sonderling bist -, das Thema aber in der Gesellschaft noch nicht so weit verbreitet ist. Sag ihnen, dass Du sie liebst und dass Du hoffst, dass sie Dich so akzeptieren, wie Du bist.

Fange bei Deinem Outing mit einer Person an, der Du vertraust


6) Manchen Menschen fehlen die Worte. Da kann es helfen, einen Brief zu schreiben. So hast Du Zeit, Deine Worte abzuwägen. Du kannst so viele Nächte darüber schlafen, wie Du willst und immer wieder nachbessern.

7) Fange mit einer Person an, der Du vertraust. Egal, ob Brief, oder persönliches Gespräch - mach diesem Menschen zunächst klar, dass er etwas Besonderes für Dich ist. Sag ihm, dass Du ihm ein Geheimnis anvertrauen möchtest und Du hoffst, dass es bald kein Geheimnis mehr sein muss, weil Du Dir eine Welt wünscht, die offen ist für alle Menschen. Sei offen - es gibt keinen Grund, sich zu schämen!

Nicht alles, was Dein Privatleben betrifft, geht Deine Arbeitskollegen sofort etwas an - das betrifft auch Dein Coming-out als bisexuell


8) Ein Bi-Outing vor Arbeitskollegen muss wohlüberlegt sein. Höre in Dich hinein: Ist es für Deinen Job relevant, dass Deine Kollegen alles über Dich wissen? Würdest Du Deinen Kollegen oder Deinem Chef andere sehr private Dinge erzählen, etwa nach einer Fehlgeburt? Mal ehrlich: Es gibt Dinge, die müssen Arbeitskollegen nicht unbedingt wissen. Das heißt nicht, dass Du Deine Bisexualität auf der Arbeit geheim halten sollst. Aber Du musst es auch nicht übertreiben. Nicht alles, was Dein Privatleben betrifft, geht Deine Kollegen sofort etwas an. Anders kann es aussehen, wenn Du einen festen, gleichgeschlechtlichen Partner hast. Dann kann es auch eine Strategie sein, ganz normal mit der Sache umzugehen und es auch vor den Arbeitskollegen offen anzusprechen.

9) Oder Du machst es einfach so, wie es ein User in einem Forum empfiehlt: Wieso outen? „Wenn du eine Freundin haben solltest, dann sag einfach 'Wir sind zusammen'". So kann es auch gehen!

Denn bisexuell zu sein ist doch das normalste von der Welt - oder?

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